Benjamin, vielen Dank für Deine Zeit. Bitte stell Dich kurz vor, was ist Dein Beruf, was machst Du?
In erster Linie bin ich Kaffeeröster. Da sehe ich mich und das ist das was ich mir sehr früh gesagt habe: Ich will Kaffeeröster werden und zwar ein guter Kaffeeröster. Barista bin ich am wenigsten, mit dem eigenen Laden weiß ich zwar, wie das geht, aber ein begnadeter Barista bin ich deswegen nicht automatisch. Klar, da überschneidet sich vieles – wenn man den Kaffee röstet, möchte man ihn auch zubereiten. Aber beides sind so komplexe Themen, wo man sich vom hundertstel Detail zum tausendstel relativ schnell „rein-nerden“ kann. Insofern habe ich mich bewusst aufs Rösten beschränkt und andere Sachen ausgeblendet oder ausgelassen. Inzwischen gibt es bestimmt viele Leute, die beides richtig gut können. Viele fangen eben auch als Barista an und finden dann das Röstthema spannend. Ich bin da wahrscheinlich einer der wenigen, der mit dem Rösten angefangen hat und die Barista Sachen dann erst für sich entdeckt.
Gab es ein Schlüsselerlebnis, wann wusstest Du, dass sich bei Dir alles um den Kaffee drehen wird?
Ich würde sagen, dass das schon eher ein Prozess war. Durch das Studium meiner Frau kamen wir nach Köln und durch den Ortswechsel war klar, dass ich mich neu orientieren muss. In den 2000er war Köln stark vor allem in Bezug auf die neuen Medien, also beispielsweise gab es hier VIVA und so Sachen. Leider kam ich dafür einfach 10 Jahre zu spät hierher. Ich hatte zwar vorher mit Musik zu tun, aber als ich 2009 hierherzog gab es außer 1.000.000 Praktika, aus denen ich hätte wählen können – leider nichts, womit man Geld verdienen konnte. Wie gesagt, meine Frau hat studiert und Bafög bekommen, also war klar, dass ich was verdienen muss, damit wir was zum Leben haben. Deswegen bin ich von der Musiksache auch wieder weg. Zuvor hatte ich eine Schreinerausbildung gemacht, sprich, ich bin ausgebildeter Schreinergeselle, das konnte ich dann hier nutzen. Das war nett und ok, aber zu keiner Zeit etwas, wofür ich wirklich eine Leidenschaft hatte, eher ein „Brotjob“ zum Geld verdienen. In der Zeit habe ich mir aber auch die Zeit genommen zu überlegen was es ist, was ich mir vorstellen kann, und zwar auch langfristig, etwas das mir Spaß macht und wofür ich genug Leidenschaft habe, dass ich da eine längere Perspektive drin sehe und bin dann irgendwie immer wieder auf Kaffee gestoßen. Aber außer der Tatsache, dass ich immer gerne Kaffee getrunken habe, gab es da sonst nie wirklich Berührungspunkte. Ich fand es faszinierend und habe mich dann ohne Vorkenntnisse initiativ beworben und es hat direkt funktioniert bei einer Kölner Rösterei, zunächst mit einem Minijob und ein halbes Jahr später mit einer Festanstellung. Und so fing alles an.
Ist Kaffee Dein absolutes Grundnahrungsmittel oder was ist Kaffee für Dich?
Ich merke, dass ich immer ein bisschen allergisch darauf reagiere, wenn Kaffee in Sprüchen und witzigen Kommentaren auf die „Wachmachfunktion“ reduziert wird. Und darum geht es vielen Leuten. Ich habe Kaffee aber immer eher als Geschmackserlebnis erlebt. Dass man davon wacher oder produktiver wird, stand für mich nie im Vordergrund und ich fand es deswegen auch immer schwierig Kaffee so zu bewerben. Diese #butfirstcoffee- Bewegung im Netz ist schön, aber nicht mein Ding und das zeigt für mich auch nur einen Bruchteil von Kaffee. Im Kaffee kann man beispielsweise mehr Aromen entdecken als im Wein, aber bei dieser Wahrnehmung sind wir noch nicht angelangt. Viele sammeln Weine, dass funktioniert nur leider mit dem gerösteten Kaffee nicht. Aber vom Ansatz ist Kaffee total komplex und macht Spaß und wird auch nicht langweilig.
…und genau aus dem Grund bist Du so weit gekommen! Du bist mehrfach prämiert. Wie hat es sich angefühlt bei der World Championship dabei zu sein und auch noch so weit oben auf dem Podium zu stehen?
Ich war insgesamt schon bei zwei Weltmeisterschaften dabei. Das war total cool mit dabei zu sein! Die Weltmeisterschaften finden immer in einem Messekontext statt, also für uns Kaffeeröster ein sehr unreales und merkwürdiges Umfeld. Kein Tageslicht, dafür Lärm, schlechte Luft und kalte Beleuchtung den ganzen Tag. Dann ist man natürlich auch noch ein bisschen aufgeregt und soll dabei noch gut performen. Eigentlich spannend: Das Rösten als Wettbewerb ist für Außenstehende ein bisschen langweilig. Man sieht nicht so wirklich im Detail was passiert und was die Röster da so machen. Die stehen einfach an einer Maschine. Anders als beispielsweise bei Latte Art, wo der Barista eine richtige Präsentation macht und die Leute dabeistehen und sehen was passiert. Wir erzählen beim Rösten auch wirklich gar nichts, man will sich fokussieren, konzentrieren und nicht abgelenkt sein. Und diesen Fokus braucht man auch, eben weil das Umfeld so komisch ist. Aber wie gesagt, ich fand es richtig cool bei den Weltmeisterschaften dabei zu sein, Leute zu treffen und zu sehen was andere Röster so machen. Ich hatte eine gute Zeit, war entspannt und dann hat es auch noch für den dritten Platz gereicht. Diese Lockerheit habe ich mir für das zweite Mal bewahrt. Aber ich wurde natürlich dieses Mal ein bisschen mehr beobachtet, die Leute kannten mich schon und hatten sich schlau gemacht, wer ich bin. Aber ich denke locker bleiben hilft in so einer Situation.
Dabei sein ist alles. Insgeheim spekulierst Du ganz oben auf den 1. Platz?
Eine gute Frage! Da muss ich ein bisschen ins Detail gehen. Bei der Weltmeisterschaft 2017 war ich nämlich für circa eine Stunde Vizeweltmeister, also auf dem zweiten Platz. Nach der Verkündung und Siegerehrung als der Wettbewerb vorbei war, alle schon im Kopf auf dem Heimweg waren, gehen die Judges noch mal eine Feedbackrunde mit Dir durch: Warum wurde was wie bewertet, was hat man falsch gemacht usw. In dem Zusammenhang kam raus, dass die Scoresheets verwechselt wurden. Der Australier wäre dann nicht Siebter, sondern Zweiter geworden und ich dann eben nur noch Dritter. Da gab es dann eine Nachbesprechung in einem abgetrennten Bereich der Messehalle, während um uns rum schon alles abgebaut wurde und das verkündet. Das war zwar blöd, aber für mich war das ok: Dann bin ich eben Dritter. 2019 dann aber schon wieder so etwas: Da wurde ich vierter und mir hat nur ein viertelpunkt zum dritten Platz gefehlt. Andererseits hat der Drittplatzierte bei einer Aufgabe, wo man einen Blend machen muss, die Blend Bestandteile vertauscht. Er hat geröstet, war fertig, dann sagt man „Time“ und dann gibt man ab. Nur wie gesagt, seine Komponenten waren vertauscht und er natürlich ganz verunsichert, ob er jetzt disqualifiziert ist. Das Problem war, dass es diesen Fehler im Regelwerk nicht gab und die Judges somit nicht wussten, was zu tun war. Es wurde also durchgewunken. Aber mal runtergebrochen auf den Alltag: Da darf einem das mit einem Kunden natürlich nicht passieren. Also zusammengefasst: Ich war beide Male ziemlich weit vorne, es gab beide Male so Zwischenfälle und deswegen reizt es mich natürlich schon. Natürlich muss man sich auf nationaler Ebene erstmal qualifizieren, aber ich würde es mal so formulieren: Für mich ist es noch nicht ganz abgeschlossen.
Wir drücken die Daumen und glauben fest an Dich! Kleiner Themenwechsel. Erzähl uns was zu den Schulungen, sind Termine geplant, wie löst Du das während Corona?
Aktuell ist es leider so, dass ich keine Kurse bei mir anbiete. Laut der Coronaschutzverordnung hier in NRW ist nicht erlaubt, was nicht verschoben werden kann, außer beispielsweise Abitur. Ich will da keine leeren Versprechungen machen. Was ich aber anbiete, ist den Interessierten via Zoom stundenweise privat und ganz konkret bei Fragestellungen zu helfen. Oder ich komme als Berater in die Rösterei, beide Angebote basieren auf Anfrage, das trage ich aber nicht explizit nach außen. Aber wenn Corona irgendwann mal wieder „geregelt“ ist, plane ich schon wieder Schulungen. Potenziell ist mein Laden von Montag bis Mittwoch dafür blockiert, das Konzept hatte ich für eine Dreitageschulung erstellt. Im Oktober habe ich mit meinem Laden angefangen, im Sommer 2020 konnte ich also nur eine Schulung anbieten, bevor Corona uns allen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Ich bin nicht so der Fan davon, etwas zu planen und versprechen und es dann wieder abzusagen. Mal schauen, wie es sich entwickelt, wenn es die Ladenbedingungen zulassen, freue ich mich aber darauf auch kurzfristig wieder Termine bekannt zu geben.
Du sagst, Dein eigener Laden seit Oktober 2020. Wie hat es sich angefühlt die Türen aufzuschließen?
Das war schon ein sehr schönes Gefühl. Am ersten Tag hatte ich auch einen guten Freund dabei, der ein sehr guter Barista ist. Das war für mich schon ein Meilenstein. Der Laden macht mich und die Marke „Benson Coffee“ hier im direkten Umfeld sichtbar und die Leute kommen auf einen zu. Man existiert nicht mehr nur noch auf einer Website. Wir haben ein Schaufenster, kommunizieren direkt nach außen, haben Laufkundschaft, die sich mit uns freut – das ist alles schon sehr wichtig. Und ich als Person stehe natürlich auch noch hinter dem Ganzen.
Sag uns doch bitte was zu dem Namen „Benson Badass Coffee“…
Ich habe zwei gute Freunde, von denen sich einer von Anfang an im Hintergrund um die Website und Online-Sachen gekümmert hat und der andere um die Grafik und Gestaltung. Er meinte, dass ich die Marke so gut es geht an meiner Persönlichkeit konstruieren soll. Ich habe da nie Bücher drüber gelesen, aber das als guten Ratschlag genommen. Der Name Benson ist mein Spitzname von guten Freunden und Familie, drum war das relativ klar, dass der Kaffee Benson heißen wird. Das „Badass Coffee“ war so ein bisschen der Claim, bzw. die Subline wie es ja im Fachjargon heißt. Oft heißen Cafés – Speciality Coffee – aber das ist nicht wirklich mit Inhalt gefüllt und auch nicht geschützt. Mein Designer hat nicht wirklich viel mit Kaffee zu tun, dem habe ich das erklärt, und er meinte direkt: Dann kann man es auch Badass Coffee nennen. Wir fanden das beide witzig, abgedreht und es ist dabei geblieben. Immer mit einem Augenzwinkern!
In Teil II verrät uns Benjamin alles über sein Erfolgsrezept, dem Umgang mit Social Media und dem „Röstgeheimnis“…
Mehr Infos zu Benjamin gibt es auf seiner Homepage, Instagram oder Facebook!
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